"Zwischen Anpassung und Widerstand"
Kirche im dritten Reich
Freiarbeit für die Jahrgangsstufe 9

Kirchliche Stellungnahmen -
Die Enzyklika "Mit brennender Sorge"


Eine Enzyklika ist ein vom römischen Papst (meist) in lateinischer Sprache verfasstes Rundschreiben. Im Falle des Papstes wendet es sich an die ganze Kirche. Enzykliken können grundsätzlichen Themen der Glaubensverkündigung gewidmet sein oder auch besondere pastorale Akzente aufweisen.

Die Enzykliken werden mit den Anfangsworten des ersten Satzes zitiert: beispielsweise die (im Original auf Deutsch verfasste) Enzyklika "Mit brennender Sorge", die Papst Pius XI. angesichts der Situation im deutschen Reich 1937 herausgab und sich gegen die nationalsozialistische Ideologie richtete.

Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" wurde von Papst Pius XI. am 10. März 1937 unterzeichnet. Das päpstliche Rundschreiben befasst sich mit der Situation der römisch-katholischen Kirche und ihrer Mitglieder in Deutschland in der konkreten Situation zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Benennung erfolgt - wie bei Enzykliken üblich - nach ihren Eingangsworten, stellt aber insoweit eine Besonderheit dar, als die Enzyklika im Original in deutscher Sprache verfasst ist und deshalb die offizielle Bezeichnung ausnahmsweise nicht lateinisch ist.

Vorgeschichte

Ausgangspunkt für das Schreiben ist die Lage der katholischen Kirche im nationalsozialistisch beherrschten Staat nach dem Abschluss des Reichskonkordats aus dem Jahre 1933. Es war aufgrund der Politik der Reichsregierung immer wieder zu Protestnoten des heiligen Stuhls über die in Art. 31 des Konkordats garantierte Betätigungsfreiheit der katholischen Organisationen gekommen, die durch Maßnahmen der Gleichschaltung bedroht waren. Als auch zahlreiche Beschwerdeschreiben der deutschen Bischöfe ohne Ergebnis blieben, beriet die Vollversammlung der Bischofskonferenz im Januar 1937 über das weitere Vorgehen. Dabei konnten die Bischöfe keine Einigung erzielen, ob die bisherige Politik der Beschwerdeschreiben fortgesetzt werden sollte oder ob man in die Öffentlichkeit gehen sollte. Letztere Position vertraten insbesondere der Bischof von Münster Clemens August Graf von Galen und der Bischof von Berlin Konrad Graf von Preysing.

Entstehung

Bei einem Besuch im Januar 1937 in Rom bot der Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., gegenüber Kardinal von Faulhaber an, gegen die Konkordatsverletzungen einen Hirtenbrief des Papstes zu veranlassen. Wenige Tage später übergab Faulhaber einen - in seinem Anschreiben als "unvollkommen und wohl auch ganz unbrauchbar" bezeichneten - Entwurf. Diesen Entwurf hat Pacelli als Grundlage seiner Formulierung der Enzyklika benutzt.

Inhalt (Auszüge)Papst Pius XI an seinem Schreibtisch

Die Enzyklika gliedert sich in Einleitung, zehn Hauptteile, die sich mit einzelnen Fragestellung befassen oder sich an bestimmte Adressaten wenden, und den Schluss:

In der Einleitung weist der Papst mit brennender Sorge und steigenden Befremden auf die wachsende Bedrängnis der Kirche in Deutschland hin. Anknüpfend an das trotz mancher Bedenken abgeschlossene Reichskonkordat wird das Verhalten der Reichsregierung als "Machenschaften, die von Anfang kein anderes Ziel kannten, als den Vernichtungskampf" bezeichnet. Die Reichsregierung habe Vertragsumdeutung, die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche Vertragsverletzung zum Gesetz des Handels gemacht.

Der erste Hauptteil wendet sich gegen die Verwendung des Begriffs "gottgläubig" durch die Machthaber in Deutschland. Denjenigen, die ihre Christenpflicht gegen ein angriffslüsternes, von einflussreicher Seite vielfach begünstigtes Neuheidentum erfüllten, spricht der Papst anerkennende Bewunderung aus.

Im zweiten Hauptteil wird betont, dass die - von den Nationalsozialisten als jüdisch abgelehnten - Bücher des Alten Testaments organischer Teil der Offenbarung Gottes seien. Nur Blindheit und Hochmut könnten die Augen vor den Schätzen verschließen, die das Alte Testament berge. Deutlich gegen den Kult um die Person Hitlers gewandt heißt es, dass derjenige, der in Verkennung des Unterschieds zwischen Gott und Geschöpf irgendeinen Sterblichen neben Christus zu stellen wage, oder gar über ihn oder gegen ihn, ein Wahnprophet sei.

Im sechsten Teil wird festgestellt, dass keine Zwangsgewalt des Staates und keine rein irdischen, wenn auch in sich genommen hohen und edlen Ideale auf die Dauer im Stande seien, die aus dem Gottes- und Christusglauben kommenden letzten und entscheidenden Antriebe zu ersetzen.

Der siebte Teil hat zum Gegenstand, dass jedes vom Gesetzgeber gesetzte Recht auf seinen sittlichen Gehalt nachgeprüft werden müsse. Daran gemessen sei der Satz "Recht ist, was dem Volke nützt" zu verwerfen. Nicht weil es nützlich sei, sei es sittlich gut, sondern weil es dem Sittengesetz entspreche. Von dieser Grundregel lös gelöst müsse der Grundsatz, Recht sei das dem Volke Nützliche, den ewigen Kriegszustand zwischen den verschiedenen Nationen bedeuten.

Ausdrücklich an die Jugend wendet sich der achte Hauptteil. Im Bezug auf die nicht ausdrücklich genannte Hitlerjugend wird gesagt, es sei selbstverständlicher Rechtsanspruch der Eltern und Kinder, dass staatliche Pflichtorganisationen für die Jugend von allen Betätigungen christentums- und kirchenfeindlichen Geistes gesäubert würden. Nicht nur in der viel gepriesenen heldischen Größe gebe es Heldentum.

Im neunten Teil spricht der Papst die Kleriker an, spricht ihnen Mut und Zuversicht zu und fordert sie auf, im Dienst an der Wahrheit auszuharren. Denjenigen, die wegen ihrer Ausübung der Hirtenpflicht Leid und Verfolgung bis in die Kerkerzelle und das Konzentrationslager hinein tragen mussten und müssen, wendet er seinen Dank und die väterliche Anerkennung zu.

Verbreitung der Enzyklika

Die Verteilung der Enzyklika konnte in Deutschland nur unter Geheimhaltung erfolgen. Nachdem die Nuntiatur das Schreiben an die Bischöfe weiter gegeben hatte, waren diese für die Verbreitung in ihren Diozösen verantwortlich. In den meisten Bistümern wurden Abschriften an alle Kleriker gesandt, in den Bistümern München, Münster und Speyer wurden Sonderdrucke in hohen Auflagen (man schätzt insgesamt 300.000 Stück) gefertigt. Am 21. März 1937 wurde die Enzyklika in allen katholischen Gemeinden verlesen.

 Quellen für Texte und Bilder u.a.: www.wikipedia.de

 

Thomas Bremer 2005-2019