Die Verfolgung
der ersten Christen

Das Leben im römischen Reich

 

 

 

Der Kaiserkult

Julius Cäsar wurde 42 v.Chr., 2 Jahre nach seiner Ermordung, vom Senat für göttlich erklärt, und dieser Akt war die Grundlage für den Kaiserkult.

Kaiser Augustus ließ sich zwar vom Osten als Gott verehren, sträubte sich aber im Westen gegen diese Huldigung. Bei jedem öffentlichen und privaten Gastmahl wurde ein Trankopfer ausgegossen für seinen Schutzgeist. König Herodes der Große baute dem Augustus Tempel in Cäsarea und Sebaste. Die Dichter Vergil und Horaz priesen Augustus mit überschwenglichen Huldigungen. Aber als Agrippa 25 v.Chr. das Pantheon in Rom baute, weigerte Augustus sich, den Tempel sich selbst weihen zu lassen. Erst nach seinem Tod wurde er vom Senat in den Stand eines Gottes erhoben

Kaiser Tiberius untersagte die Vergötterung seiner Mutter Livia. Als einem schlechten Kaiser wurde ihm selbst diese Ehre vom Senat versagt. Gaius Caligula, der geisteskranke Kaiser, verlangte nicht nur für sich selbst göttliche Ehren, sondern er vergötterte auch seine Schwester Drusilla nach ihrem Tod. Der Senat rächte sich nach seinem Tod, indem er sein Andenken schwärzte.Kaiser wurden als besonders von den Göttern begünstigt betrachtet, schon bevor einige sich für göttlich erklärten. Hier sieht man Kaiser Augustus neben der Göttin Roma sitzend.

Claudius verweigerte die göttlichen Ehrungen, akzeptierte aber, dass ihm als Zeichen der Loyalität in der gerade eroberten Provinz Britannien ein Tempel geweiht wurde. Der eitle Kaiser Nero errichtete eine Kolossalstatue seiner selbst mit dem Gesicht des Sonnengottes Apollon Helios. Er lehnte es aber ab, einen Tempel des Gottes Nero in Rom zu errichten, und erklärte, dass »der Prinzeps nicht eher die Ehren eines Gottes erhält, bis er nicht mehr unter Menschen ist«. Nach seinem Tod verweigerte der Senat ihm diese Ehre.

Vespasian, ein guter Kaiser, scherzte, als er starb: »Du liebe Zeit! Ich muss ein Gott werden!« Sein Sohn Titus, dessen Herrschaft aufgrund einer Krankheit nur sehr kurz war, wurde nach seinem Tod von seinem Bruder Domitian mit einem Kult bedacht. Domitian selbst, der als »Herr und Gott« angeredet werden wollte, verfolgte Juden und Christen, die ihm die göttliche Verehrung verweigerten. Allgemein gefürchtet und unbeliebt, wurde Domitian nach seinem Tod von jedem verurteilt.

Die Christen waren gewillt, für ihren Kaiser zu beten und der römischen Autorität zu gehorchen. In einem Brief an Timotheus ermahnte Paulus: »Tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit.« Ebenso schrieb er den Christen in Rom: »Jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott.« Aber die Christen waren nicht bereit, im Rahmen des Kaiserkultes zu opfern. Auch die Juden teilten diese Haltung, wurden aber als nationale »anerkannte Religion« toleriert. Die Christen, die sich aus vielen Nationalitäten zusammensetzten, wurden als eine unsittliche Geheimgesellschaft verdächtigt. Wenn sie das Opfer verweigerten, wurden sie sofort wegen Landesverrats verfolgt.

Der Kaiserkult hatte eine eher politische als religiöse Bedeutung. In allen römischen Provinzen wurde der offizielle Kaiserkult von Beamten organisiert, um die Treue zu Rom zu fördern. Die römische Religion war vor allem ein Staatskult. Ein Historiker betonte, dass »die Verehrung römischer Götter eine bürgerliche Pflicht ist, die Anbetung fremder Götter aber ein Ausdruck persönlichen Glaubens«.

aus: Yamauchi, Edwin: Die Welt der ersten Christen - Kultur, Religion und Politik im ersten Jahrhundert, 1990: S.125-127

Last modified Mai 01, 2007 by Thomas Bremer