Stephanus
(Erzmärtyrer)
geboren
um 1 (?) in Jerusalem (?)
gestorben um 36/40 bei Jerusalem
Stephanus
war der erste von sieben Diakonen der urchristlichen Gemeinde in
Jerusalem; diese Diakone waren von den Aposteln durch Handauflegung
geweiht worden. Sie waren zugleich für die Glaubensverkündigung zuständig
wie auch für die sozialen Belange der Gemeinde und hatten den Rang von
Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutsamkeit nahe an die Apostel
heranreichten (Apostelgeschichte 6, 1 - 7). Stephanus galt als
herausragender Prediger.
Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den hellenistischen Juden
Jerusalems in Konflikt. Sie brachten ihn unter dem Vorwurf der "Reden
wider die heiligen Stätten und das Gesetz" vor den Hohen Rat
(Apostelgeschichte 6, 8 - 15). Er durfte seine Verteidigungsrede, in der
er seinen christlichen Glauben bekannte, nicht zu Ende führen. Die Richter
sahen sein Antlitz wie das eines Engels strahlen, hielten sich aber die
Ohren zu vor seiner flammenden Verteidigungsrede, mit der er sein
Bekenntnis durch Berufung auf Mose und die Propheten ablegte. Die in
Apostelgeschichte 7, 2 - 53 wiedergegebene, eindrucksvolle Rede belegt,
dass Stephanus noch vor
Paulus den universellen Anspruch des
Christentums verkündete.
Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten Menge
vor den Stadttoren - nach der Überlieferung beim Damaskus-Tor -
gesteinigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern
vergebend, im Gebet nieder und starb (Apostelgeschichte 7, 54 - 60).
Saulus von Tarsus, der spätere
Paulus, stimmte nach eigenem Bekunden der
Hinrichtung zu und bewachte die Kleider der Zeugen, die gegen Stephanus
ausgesagt hatten. Stephanus' Steinigung war der Auftakt zu einer großen
Christenverfolgung in Jerusalem Apostelgeschichte 8, 1 - 3).
Von
Nikodemus und
Gamaliel wurde Stephanus nach der
Überlieferung in einem neuen Grab des Ackers von Gamaliel begraben. Hier
setzen die besonders gefeierten Ereignisse der Legende ein: Einem Priester
Lucianus erschien zur Zeit des Kaisers Honorius um 417 dreimal Gamaliel
als würdiger Greis im weißen, goldgestickten Gewand; er forderte ihn auf,
die Gebeine aus den verwahrlosten Gräbern zu überführen, die an vier
Körben zu erkennen seien: an einem goldenen Korb mit roten Rosen das Grab
des Stephanus, an zwei weiteren goldenen Körben mit weißen Rosen die
Gräber des Nikodemus und des Gamaliel, an einem silbernen Korb mit Saffran
schließlich das Grab von Gamaliels Sohn. Lucianus und die Bischöfe von
Jerusalem fanden die Gräber und bestatteten Stephanus in der Zionskirche
von Jerusalem.
Jahre darauf starb ein Senator aus Konstantinopel in Jerusalem und ordnete
an, neben Stephanus begraben zu werden, dem er eine Kapelle hatte bauen
lassen. Als nun dessen Frau nach Konstantinopel zurückkehren und den Sarg
ihres Mannes mitnehmen wollte, verwechselte sie ihn mit dem des Stephanus.
Auf dem Schiff hörte man erst der Engel Gesang, dann aber das Wüten der
Dämonen, die dem Schiff mit Untergang drohten, aber vom Erzengel
Michael in den Abgrund gedrängt wurden.
Der Sarg des Stephanus wurde in Konstantinopel in einer Kirche beigesetzt.
Wieder Jahre darauf wurde Eudoxia, die Tochter des Kaisers Theodosius,
schwer von Dämonen besessen, die ihr andeuteten, nur Stephanus könne sie
heilen. Ihr Vater ließ Eudoxia nach Konstantinopel kommen, dort forderte
der böse Geist die Überführung der Gebeine des Stephanus nach Rom, was 425
ausgeführt wurde, worauf ihre Heilung erfolgte. 560 sollte er in der
Krypta von S. Lorenzo fuori le mura in Rom neben dem Leichnam des
römischen Diakons
Laurentius bestattet werden, worauf
dessen Leichnam zur Seite gerückt sei, um seinem Vorbild Stephanus Platz
zu machen.
In der Krypta dieser römischen Kirche enthält ein antiker Sarkophag die
Gebeine von Stephanus und
Laurentius. Ein Mosaik der unter Papst
Pelagius II. um 585 erweiterten Kirche stellt Stephanus mit
Pelagius, Laurentius mit
Hippolytus dar. Stephanus und Laurentius
gelten als die Stadtpatrone von Rom, seitdem wurden die beiden Erzdiakone
und Erzmärtyrer häufig zusammen dargestellt. Sie gehörten zu den im
Mittelalter am meisten verehrten Märtyrern.
Stephanus wurde im Osten schon im 4. Jahrhundert, im Westen seit dem 5.
Jahrhundert verehrt. Das Fest des Stephanus am Tag nach dem der Geburt
Jesu wurde schon seit der Einführung des
Weihnachtsfestes begangen, wodurch die
Freude über die Geburt und die Trauer über die Bedrohtheit des Lebens ganz
nahe zusammen gesehen wurden. Im Mittelalter förderten besonders die
deutschen sowie die ungarischen Könige und Kaiser seinen Kult. Besondere
Bedeutung erlangte Stephanus für Pferde, die in seinem Namen gesegnet
wurden, am Stephanstag wechselten Pferdeknechte und Kutscher ihren
Arbeitgeber. Gesegneter Rotwein, in den ein Stein versenkt wurde, galt als
Heilmittel. An Arme wurde am Stephanstag Brot ausgeteilt, womit die
ursprüngliche Tätigkeit der Diakone nachvollzogen wurde. Kinder zogen
singend von Haus zu Haus und baten um Gaben, dieser Brauch ist dann auf
den 6. Januar übergegangen. Das früher reiche Brauchtum ist heute
vergessen.
Attribute:
Diakon, Steine
Patron von Rom; der Pferde, Pferdeknechte, Kutscher, Steinhauer,
Maurer, Zimmerleute, Weber, Schneider, Böttcher und Küfer; gegen
Besessenheit, Steinleiden, Seitenstechen und Kopfweh; für einen guten Tod
Bauernregel: "Bringt St. Stephan Wind, / die Winzer nicht fröhlich
sind."
Quelle: http://www.heiligenlexikon.de |